Was immer die CU noch macht. Ich mache mehr.

Jakob B.

CU-Patient seit 18 Jahren*

Man spricht von fortgeschrittener CU, wenn sich die Entzündung über den Mastdarm hinaus ausbreitet und/oder vermehrte Beschwerden auftreten. Im Unterschied zu anderen chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn befällt die CU nicht den kompletten Darm. Trotzdem kann sie sich entlang deines gesamten Dickdarms ausbreiten, bis sie am Anfang des Dickdarms oder am Übergang vom Dünn- zum Dickdarm zum Stillstand kommt. Je nach Befallsmuster unterscheidet man drei Arten der CU. In ganz seltenen Fällen wird die Entzündung  in den Übergang vom Dickdarm zum Dünndarm bis in den letzten Dünndarmabschnitt (terminales Ileum) "hineingewaschen".  Dieses Befallsmuster nennt sich Backwash-Ileitis.

Was passiert bei einem akuten Schub?

Auch wenn „nur“ ein Teil des Darms betroffen ist, kann die CU mit einer schweren Krankheitsaktivität einhergehen und/oder zu einem starken Schub führen. In diesem Fall können Fieber, schneller Herzschlag, Anämie, sechs oder mehr schwere Durchfälle am Tag sowie eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit auftreten. Um diese heftige Entzündung zu lindern, können eine stationäre Behandlung und ein interdisziplinäres Spezialist:innenteam erforderlich sein. Im Krankenhaus werden dir systemische Kortikoide gegeben, die nach dem Schub wieder abgesetzt werden. Danach kannst du immunmodulierende oder immunsuppressive Medikamente bekommen, die die zugrunde liegende Entzündung langfristig unterdrücken und so akute Schübe vermeiden können.

 

Es können weitere Komplikationen auftreten.

Mit der Dauer und dem Ausbreiten der Erkrankung zu einer Linksseitencolitis oder einer Pancolitis ulcerosa erhöht sich dein Risiko für schwere Blutungen, einen Darmverschluss aufgrund narbiger Verengungen oder Dickdarmkrebs. Die massive Erweiterung des Dickdarms (toxisches Megakolon) ist eine weitere Komplikation der CU, die bei einem Durchbruch lebensbedrohlich ist.

 

Heftig, aber vermeidbar.

Du siehst an den genannten Symptomen, wie unterschiedlich deine Erkrankung verlaufen kann. Deshalb ist es so wichtig, dass du deine Therapie den ärztlichen Vorgaben entsprechend konsequent einhältst. So kannst du dem weiteren Fortschreiten der Entzündungsaktivitäten und den Schüben am besten entgegenwirken. Sollten sich deine Symptome trotzdem verschlimmern oder neue Symptome auftreten, kontaktiere umgehend deinen Arzt oder deine Ärztin. Außerdem solltest du regelmäßig eine Darmspiegelung zur Krebsvorsorge und -früherkennung durchführen lassen. Je nach Krankheitsaktivität liegen die Abstände zwischen 1 und 5 Jahren.

image

Leichter Schub, schwerer Schub: Was ist der Unterschied?

Der Begriff „schwerer Schub“ oder „leichter Schub“ ist nicht exakt definiert. Es gibt beispielsweise verschiedene Laborparameter, die betrachtet werden, aber auch das Befinden und die Wünsche von Betroffenen sollten bei der Wahl der Therapie im akuten Schub unbedingt mit einbezogen werden. Es ist daher wichtig, im engen Austausch mit deiner behandelnden Ärztin oder deinem behandelnden Arzt zu stehen. Mehr zum Thema Therapie findest du unter „Meine Therapie“.

Die regelmäßigen Untersuchungen im Detail

Es werden bei dir unterschiedliche Untersuchungen vorgenommen – je nachdem ob die CU gerade aktiv ist und in welchem Stadium der Krankheit du dich befindest (Proktitis, Linksseitencolitis oder Pancolitis ulcerosa).

 

Verlaufsuntersuchung

Weil CU-Betroffene ein deutlich höheres Risiko für Darmkrebs haben, wird dein Darm ungefähr ab dem 8. Erkrankungsjahr nach deiner Diagnose regelmäßig per Darmspiegelung (Koloskopie) überwacht. Je nachdem, wie schwer deine CU verläuft, kann diese Kontrolluntersuchung auch schon früher und häufiger stattfinden. Das passiert natürlich nur in den Zeiten, in denen du gerade keinen Schub hast.

Dabei erkennt dein:e Gastroenterolog:in auch, wie gut deine Darmschleimhaut auf die Therapie anspricht und ob es bei einem günstigen Verlauf sogar möglich ist, deine Medikamente zu reduzieren.

Zeigen sich dabei Komplikationen, wird eine jährliche Untersuchung empfohlen. Das kann z. B. der Fall sein, wenn sich deine Gallengänge chronisch entzünden – eine Erkrankung, die bei CU durchaus auftritt.

 

Schubuntersuchung

Im Gegensatz zur Verlaufsdiagnostik, die nicht im Schub stattfindet, wird die Schubdiagnostik – der Name sagt alles – nur während einer akuten Krankheitsphase durchgeführt. Dabei geht es um nichts anderes als eine Stuhlprobe, die im Labor untersucht wird.

 

Wonach wird gesucht?

Um die Ursache für die Beschwerden zu identifizieren, wird im Stuhl nach Calprotectin (eventuell auch nach Lactoferrin) gesucht. Beides sind sogenannte Neutrophilenmarker, also Produkte von speziellen Immunzellen und ein verlässlicher Hinweis auf eine Entzündung im Darm. Mit ihrer Hilfe lässt sich außerdem vorhersagen, dass ein Schub bald folgen wird, bevor du starke Symptome verspürst. Eine langfristige Analyse von diesen Markern kann auch zeigen, wie aktiv der Verlauf deiner Erkrankung ist.

Häufig müssen bei einem schweren Schub begleitende Infektionen ausgeschlossen werden, die die Symptome verstärken und unbedingt behandelt werden müssen. Bei einer schweren CU, die mit Arzneimitteln behandelt wird, die das Immunsystem unterdrücken, können zusätzlich noch bakterielle oder virale Infektionen hinzukommen. Insbesondere das Bakterium C. difficile und das Cytomegalievirus sind hierbei zwei hartnäckige Erreger.

Eine Untersuchung des Stuhls ist auch dann sinnvoll, wenn du vor deinem CU-Schub Antibiotika eingenommen hast.

Diese Laborwerte sind besonders wichtig:

Blutbild

Für ein Blutbild werden alle festen Bestandteile deines Blutes untersucht, also die Anzahl aller Blutzelltypen. Dazu gehören weiße (Leukozyten) und rote Blutkörperchen (Erythrozyten) und die Blutplättchen (Thrombozyten). Im kleinen Blutbild wird die Anzahl der roten und weißen Blutkörperchen gemessen. Bei den roten Blutkörperchen wird auch die Menge des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin auf deren Oberfläche gemessen, der den Sauerstoff im Blut transportiert. Im großen Blutbild wird zusätzlich noch die Anzahl der verschiedenen Arten weißer Blutkörperchen (Leukozyten) bestimmt. Dadurch kann z. B. das Vorhandensein von Infektionen aufgeklärt werden.

 

Woran erkenne ich, dass meine Werte normal sind?

Am besten du fragst deine Ärztin oder deinen Arzt nach einer Erklärung, denn meistens kommt es auf die Zusammenhänge der einzelnen Werte an. Lass dir den Laborbefund auch mitgeben. Zur Orientierung enthält dieser meist auch die sogenannten Normwerte.

Leberwerte

Deine Leber ist ein wahres Multitalent: Sie baut Schadstoffe wie Alkohol oder Medikamente ab. Sie bildet Hormone und Stoffe für die Blutgerinnung. Und sie ist für die Verdauung genauso wichtig wie Magen und Darm, denn sie hat die Aufgabe, Kohlenhydrate und Fette aus der Nahrung zu verwerten und zu speichern. Dafür produziert sie bestimmte Eiweißstoffe, die „Enzyme“ genannt werden.

Gesunde Leberzellen produzieren verschiedene Enzyme in bestimmten Mengen, die sogenannten Leberwerte. Bei geschädigten Leberzellen können diese Werte im Blut verändert sein – manche Enzymwerte sind erhöht, andere erniedrigt. Anhand der Kombination kann man auf die Art der Schädigung schließen. So lassen sich beispielsweise auch eine Entzündung der Gallengänge oder Neben- und Wechselwirkungen von Arzneimitteln feststellen.

 

Diese Leberenzyme werden gemessen:

  • Aspartat-Aminotransferase (AST)
  • Alanin-Aminotransferase (ALT)
  • Gamma-Glutamyltransferase (Gamma-GT)
  • Alkalische Phosphatase (AP)

 

Um festzustellen, ob die Leber richtig arbeitet, wird folgendes gemessen:

  • Bilirubin
  • Albumin
  • Cholinesterase (ChE)
  • Quickwert (TPZ)

Nierenretentionsparameter

Auch deine Nieren sind ein lebenswichtiges Organ. Sie sind für die Ausscheidung von Abfallprodukten verantwortlich und gleichzeitig helfen sie dem Körper, Wasser und Salze zurückzugewinnen. Außerdem regulieren deine Nieren den Blutdruck und den Säure-Basen-Haushalt des Körpers.

Nierenretentionsparameter sind bestimmte Messwerte, mit denen Ärzte die Leistungsfähigkeit deiner Nieren beurteilen können. Hohe Parameter deuten auf eine eingeschränkte Nierenfunktion hin, da die gemessenen Substanzen nicht richtig ausgeschieden werden und im Körper verbleiben.

 

Dein Arzt oder deine Ärztin misst diese Parameter:

  • Kreatinin, ein harnpflichtiges Abbauprodukt von Kreatin, einem in der Muskulatur gebildeten Stoffwechselprodukt
  • Harnstoff, ebenfalls eine harnpflichtige Substanz, die im Harnstoffzyklus anfällt
  • Harnsäure, das Endprodukt des Eiweißstoffwechsels
  • Cystatin C, ein körpereigenes Protein

Zeichen einer Anämie (Eisenmangel)

Die Anämie („Blutarmut“) ist ein häufiger Befund bei Betroffenen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Sie zeigt sich durch Blässe und Abgeschlagenheit, insbesondere wenn du dich anstrengst, weil deine Organe zu wenig Sauerstoff bekommen.

Bei einem langsamen Geschehen wie bei der chronischen Erkrankung CU passt sich dein Körper den Veränderungen an – mit der Folge, dass du trotz deutlich erniedrigter Hamöglobin- und/oder Erythrozytenwerte lange keine Beschwerden der Anämie empfindest. Die Diagnose wird dann häufig nur zufällig im Rahmen einer Routineblutuntersuchung gestellt.

Der häufigste Grund für die Entstehung einer Anämie ist Eisenmangel, der wiederum viele Ursachen haben kann wie beispielsweise chronische Blutverluste, Unterernährung oder eine gestörte Nährstoffverwertung. Die CU-typischen blutigen Durchfälle und die verminderte Nahrungsaufnahme können also zu Eisenmangel und damit zu einer Anämie führen.

Bei der Anämie zeigen sich charakteristische Veränderungen bei den roten Blutkörperchen. Es kann nicht genügend roter Blutfarbstoff (Hämoglobin) gebildet werden und im Blutbild zeigen sich „zu kleine“ rote Blutkörperchen.

 

Bei Verdacht auf eine Eisenmangel-Anämie werden neben dem Hämoglobin folgende Laborparameter gemessen:

  • Ferritin
  • Transferrinsättigung

Entzündungswerte im Blut

Diese Parameter fassen alle labormedizinischen Werte zusammen, an denen man eine Entzündung im Körper erkennen kann. Bestimmte Eiweißstoffe werden von entzündeten Zellen im Körper in großer Menge produziert und können im Blut bestimmt werden. Da es aber nicht den einen Wert gibt, der für eine Entzündung charakteristisch ist, müssen mehrere Werte bestimmt werden.

 

Es gibt unspezifische Entzündungsparameter, die nur darauf hinweisen, ob du eine Entzündung hast:

  • Anzahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten)
  • Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG)
  • C-reaktives Protein (CRP, Akute-Phase-Protein)

Entzündungswerte im Darm

Nicht nur im Blut, auch in deinem Stuhl kann man Entzündungswerte bestimmen. Die wichtigsten heißen Calprotectin und Lactoferrin.

Hintergrund: Eine CU-typische Entzündung stört die Barrierefunktion der Darmschleimhaut, wodurch vermehrt spezielle Immunzellen durch die Darmwand in die Darmhöhle gelangen und dort Calprotectin freisetzen.

Ein erhöhter Calprotectinwert im Stuhl kann also auf einen Schub einer entzündlichen Darmerkrankung hinweisen – und gleichzeitig funktionelle Darmerkrankungen wie das Reizdarmsyndrom ausschließen. In einer entzündungsfreien Zeit ist der Wert niedrig. Deshalb kann dein:e Gastroenterolog:in mithilfe von Calprotectin auch sehr gut deine Therapie sowie den Verlauf und die entzündliche Aktivität deiner Colitis ulcerosa überwachen.

Spezielle Laborparameter

Wenn deine Ärztin oder dein Arzt noch unsicher ist, ob es sich um Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn handelt, bestimmt sie oder er zusätzlich die beiden Antikörper ASCA und pANCA. Ein positiver pANCA-Befund bei gleichzeitig negativem ASCA ist ein starker Hinweis darauf, dass du Colitis ulcerosa hast.

* Foto mit Model gestellt. Aussage fiktiv.